Warum Carolin Sunder und Jaane Meyer die Handball-EM aus einer besonderen Perspektive erleben


Sie begeistert aktuell die Sportfans: die
Handball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland. Die Anhänger
verfolgen die Spiele entweder vor dem Fernseher oder auf den Tribünen –
also mehr oder weniger aus der Ferne. Carolin Sunder und Jaane Meyer
sind da schon ein bisschen näher dran. Die beiden Frauen, die mit dem TV
Oyten verbunden sind, arbeiten bei der Handball-EM als sogenannte
Teamguides. Wobei für Jaane Meyer das Erlebnis bereits zu Ende gegangen
ist.


Die 20-jährige Jaane Meyer war noch am
Dienstagabend in Berlin. „Jetzt bin ich gerade wieder in Achim
angekommen“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Für sie endete
die Aufgabe, als Teamguide zu arbeiten, da „ihre“ Nation nach der
Vorrunde die Koffer packen musste. Jaane Meyer, die in der Vorsaison
noch für den TV Oyten II Handball gespielt hat, betreute knapp zwei
Wochen lang die Handball-Nationalmannschaft der Schweiz als Teamguide.


Alles fing für Jaane Meyer bereits bei der
Anreise der Schweizer an. „Mein Job begann mit der Abholung der
Mannschaft vom Flughafen“, erzählt sie. Fortan war sie dafür zuständig,
dass viel Organisatorisches reibungslos abläuft. „Ich habe mich darum
gekümmert, dass das Team immer zum Hotel und rechtzeitig zum Training
gekommen ist. Oder, dass alles in der Kabine lag, was die Spieler so
benötigen“, sagt Meyer, die aktuell ein Duales Studium in der
Geschäftsstelle der Handball-Bundesliga der Frauen macht. Sie war quasi
das Bindeglied zwischen den Landesverbänden der Schweiz und
Deutschlands.


Bereits bei der U21-Weltmeisterschaft, die
2023 ebenfalls in Deutschland ausgetragen worden ist, war Jaane Meyer
als Teamguide im Einsatz. Nun wollte sie auch bei der EM 2024 ganz nahe
dran sein und hatte sich darum beworben, ein weiteres Mal als Teamguide
eingesetzt zu werden. „Ich wusste ja schon, wie der Job abläuft. Aber
die EM der Männer ist noch einmal etwas ganz anderes.“ Eine bestimmte
Nationalmannschaft, die die 20-Jährige begleiten wollte, hatte sie nicht
im Kopf. Zugewiesen wurde ihr schließlich die Schweiz, für die der
langjährige Bundesligaprofi Andy Schmid sein letztes großes Turnier auf
der internationalen Bühne spielte. Zum Eröffnungsspiel war diese Bühne
riesig. Denn die Schweiz traf in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena auf
Gastgeber Deutschland – und das vor einer Weltrekord-Kulisse: 53.586
Zuschauer waren in das Stadion gekommen, in dem normalerweise der
Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf seine Heimpartien austrägt.


„Es war schon megakrass, wenn man unten am
Spielfeld stand“, ist Jaane Meyer auch noch Tage später von der
Atmosphäre in Düsseldorf begeistert. Nach der Auftaktpartie ging es für
den Schweizer Tross und Jaane Meyer weiter nach Berlin. Gegen Frankreich
holten die Eidgenossen überraschend einen Punkt, sodass das Erreichen
der Hauptrunde noch möglich war. „Ein Funken Hoffnung war da, dass es
noch weitergeht“, sagt sie über die Ausgangsposition. Die Schweiz verlor
aber gegen Nordmazedonien. Das Turnier war für das Team und auch für
Jaane Meyer beendet. „Schade, dass es vorbei ist. Ich hatte mich gerade
an das Team gewöhnt“, bedauert sie das Aus der Schweizer. Zehn Tage
hatte sie die Mannschaft begleitet und währenddessen sehr viel Spaß
gehabt.


Für Carolin Sunder geht die Reise hingegen
noch weiter. Die Vorsitzende der Handball-Abteilung beim TV Oyten
erledigt den gleichen Job wie Jaane Meyer. Sie kümmert sich allerdings
um die Handball-Nationalmannschaft der Niederlande, „und organisiere für
sie alles vor Ort“, sagt Sunder. Jeden Tag würde sie sich eng mit der
Teammanagerin der Niederländer austauschen. Im Grunde sei sie 24 Stunden
am Tag im Einsatz, damit es organisatorisch an nichts mangelt.


Bislang lief alles gut. „Ich denke schon, dass
die Mannschaft mit meiner Arbeit zufrieden ist. Gegenteiliges habe ich
noch nicht gehört. Und ich wurde ja mit nach Hamburg genommen“, sagt sie
schmunzelnd. In der Elbmetropole tragen die Niederländer derzeit ihre
Hauptrundenspiele aus. Am Mittwoch verloren die Niederländer ihr erstes
Spiel klar mit 27:39 gegen den amtierenden Weltmeister Dänemark.


Ein wenig enttäuscht wird Carolin Sunder nach
dem Abpfiff gewesen sein. Denn die niederländische Truppe ist ihr
mittlerweile ans Herz gewachsen. „Wenn man den ganzen Tag niederländisch
hört, dann fiebert man doch mit der Mannschaft während der Spiele mit.“
In der Hauptrunde treffen die Niederländer noch auf Norwegen, Slowenien
und Portugal. Das Erreichen des Halbfinals ist für das Team Oranje noch
möglich, durch die Auftaktniederlage aber auch in sehr weite Ferne
gerückt.


Im Gegensatz zu Jaane Meyer hat sich Carolin
Sunder ganz bewusst darauf beworben, Teamguide der Niederländer zu
werden. Und das aus einem bestimmten Grund: „Ich finde die Entwicklung,
die die Niederländer in den vergangenen Jahren gemacht haben, einfach
toll.“


Zudem sei die Truppe, die von Staffan Olsson –
der Schwede feierte einst als Spieler des THW Kiel viele Erfolge –
trainiert wird, sehr sympathisch. „Sie sind alle sehr nett“,
verdeutlicht Carolin Sunder, die schon mehrmals bei großen Turnieren als
Volunteer im Einsatz war. „Das erste Mal war ich bei der WM 2007 in
Deutschland dabei. Damals war ja auch Bremen einer der Spielorte“,
erinnert sie sich.


Bevor die Niederländer bei der aktuellen EM
nach Hamburg reisten, spielten sie in Mannheim ihre Vorrunde. Als
Zweiter hinter dem Titelverteidiger Schweden erreichten sie die
Hauptrunde. „Gegen Schweden hatten wir nicht das nötige Glück“, sagt
Carolin Sunder über die knappe 28:29-Niederlage. Das Wörtchen „wir“
verrät zudem, dass sich Carolin Sunder voll mit dem niederländischen
Team identifiziert: „Es ist auf jeden Fall mehr ein wir, als ein sie.
Priorität Nummer eins haben zurzeit die Ergebnisse der Niederländer, die
zweite dann die der deutschen Mannschaft.“




Quelle: Achimer Kurier – Autor: Florian Cordes